Reifensysteme: Weiterfahrt trotz Defekt möglich?
Es passiert meist dann, wenn man es am wenigsten gebrauchen kann – eine Reifenpanne. So manchen Autofahrer stellt der Reifendefekt allerdings vor schier unlösbare Probleme. Dabei gibt es doch viele Systeme, die eine Weiterfahrt mit dem Fahrzeug ermöglichen. Wir haben das einmal anhand der Pannenlösungen des Reifenherstellers Continental zusammengefasst.
Gefahr erkannt, Gefahr gebannt
Egal, ob es dunkel ist, ob arktische Temperaturen herrschen oder ob es in Strömen regnet – meist ist das genau das Wetter, was einem bei einem Reifendefekt erwartet. Klar, dass man da keine Lust mehr hat, überhaupt aus dem Fahrzeug zu steigen, um den Schaden zu beseitigen. Das haben auch die Hersteller erkannt und bieten Systeme an, die im Ernstfall mehr Sicherheit und Komfort bieten. Und mit denen man es auch bis zur nächsten Werkstatt schafft. Wir haben uns das mal angesehen.
1. SSR- System
Eine von Continental speziell für Niederquerschnittsreifen entwickelte Notlauf-Technologie ist das Self Supporting Runflat Tire- System. Beim SSR-System wird durch selbsttragende, verstärkte Seitenwände verhindert, dass sich z.B. die Reifenseite zwischen der Straße und der Felge einklemmt und der Reifen in das Felgentiefbett abrutscht.
Dadurch bleibt das Fahrzeug kontrollierbar und kapitale Schäden an den Felgen können verhindert werden. Zudem ist - im Pannenfall - eine Weiterfahrt bei einer Höchstgeschwindigkeit von bis zu 80 km/h möglich. Positiver Nebeneffekt: Der Ersatzreifen wird überflüssig und das Fahrzeuggewicht reduziert, daher steht mehr Stauraum zu Verfügung und der ein- oder andere Liter Sprit wird evtl. auch noch eingespart.
Wichtig ist, dass Sie alle vier Reifen auf SSR umrüsten, um das Reserverad einsparen zu können. Info für den Reifendienst: eine Reparatur eines SSR-Reifens ist nicht gestattet!
Wichtige Informationen zu SSR:
- Bei der Verwendung von SSR-Reifen ist ein Reifendruckkontrollsystem (TPMS) vorgeschrieben.
- Die Verwendung eines Elektronischen Stabilitätsprogramms (ESP) wird empfohlen.
- Eine Weiterfahrt bis zu einer Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h ist im Pannenfall möglich.
- Das Reserverad ist nicht mehr notwendig.
- SSR-Reifen sind mit allen handelsüblichen Felgen kompatibel und kraftstoffsparend (Gewicht von 4 SSR-Reifen < 5 Standardreifen)
- Produktinformation
2. ContiSeal™-Technologie
Einen anderen Ansatz zur Erhöhung von Sicherheit und Komfort stellt die ContiSeal™-Technologie dar. Wird z.B. ein Reifen während der Fahrt durchstochen, versiegelt die ContiSeal™-Technologie sofort die Beschädigung der Reifenlauffläche.
Dabei kommt das viskose Versiegelungsmittel des ContiSeal™ direkt im Inneren der Profilfläche des Reifens zum Einsatz. 80 Prozent aller Reifenverletzungen können so direkt nach der Beschädigung abgedichtet werden.
ContiSeal™-Reifen sind mit einem speziellen Symbol an der Seitenwand gekennzeichnet und mit allen handelsüblichen Felgen verwendbar.
Wichtige Informationen zur ContiSeal™-Technologie:
- Anhaltende Mobilität und unveränderte Fahrleistung (kein sofortiger Stopp oder Reifenwechsel notwendig)
- Für den optimalen Gebrauch wird die Verwendung eines Reifendruckkontrollsystem (TPMS) empfohlen.
- Durchstiche bis 5 mm Durchmesser werden sofort versiegelt. Die Fahrt kann ohne einen sofortigen Reifenwechsel fortgesetzt werden, empfohlen wird aber eine schnellstmögliche Überprüfung des Reifens durch den Fachmann.
- Reifen mit ContiSeal™-Technologie bieten im Normalbetrieb die gleiche Performance wie Reifen ohne die Technologie.
- Produktinformation »
3. ContiSupportRing™
Ein weiteres, sehr komfortables System ist der ContiSupportRing™ (CSR). Das System besteht aus einem leichten Edelstahlring (Nr. 1 Abb.) mit flexibler Auflage (Nr. 2 Abb.) und wird zusammen mit einem Standardreifen auf einer Standardfelge montiert. Im Falle einer Reifenpanne bleibt die Mobilität erhalten, da sich das Fahrzeug auf den Ring stützt. Selbst beim Überfahren von Unebenheiten (z.B. Bordsteine) schützt der ContiSupportRing™ die Felge vor Beschädigungen. Somit bleibt das Fahrzeug fahrfähig und kontrollierbar.
Dabei wurde der CSR speziell für Standardfelgen und- reifen mit höheren Seitenwänden und größeren Querschnitten entwickelt. Da der Fahrer durch den CSR den Druckverlust im Pannenfall kaum bemerkt, wird der ContiSupportRing™ aus Sicherheitsgründen ausschließlich zusammen mit dem Luftdruckwarnsystem TPMS oder DDS (Deflaction Detection System) eingebaut.
Auch die Nachrüstung des Systems ist problemlos, da es mit einer normalen Reifenmontagemaschine auf die Felge zu montieren ist. Wird der Reifen gewechselt, muss das CSR nicht ausgetauscht werden und verbleibt auf der Felge. Der CSR lässt sich auf allen handelsüblichen Pkw-Felgen in Kombination mit allen Reifen montieren; Zusatzkosten für Spezialpneus oder Sonderfelgen entstehen nicht. Gerade für 55er bis 80er Reifenquerschnitte ist das System besonders geeignet.
Wichtige Informationen zum ContiSupportRing™:
- Im Normalbetrieb treten keine Beeinträchtigung der Leistungsfähigkeit des Reifens auf.
- Bis zu 200 km Reichweite sind im Pannenfall möglich.
- Einfache Montage und Demontage mit Standardreifen und -felgen
- DaimlerChrysler - Erstausrüstung bei Maybach-Fahrzeugen.
Hilfe zur Selbsthilfe
Haben Sie keine mobilitätserhaltenen Reifen am Fahrzeug, wird gerne auf klassische Lösungen zurückgegriffen. Aber auch in diesem Bereich gibt es komfortable Systeme, die ohne großen Aufwand am Fahrzeug anzuwenden sind.
ContiComfortKit™
Das Reparaturset besteht aus einer kleinen Box, in deren Inneren sich ein Kompressor und das Reifen-Dichtmittel verbergen. Die Box wird, im Pannenfall, über den Schlauch mit dem Reifenventil verbunden. Die Stromversorgung übernimmt die 12 Volt – Bordspannungssteckdose und schon werden Dichtmittel und Luft in den defekten Reifen eingebracht. Das Dichtmittel dichtet dabei die Beschädigung ab, das Dichtvermögen reicht dabei bis zu 6 mm Durchmesser (Lauffläche). Produktinformation
Wichtige Informationen zum ContiComfortKit™:
- Dichtvermögen < 6 mm Durchmesser (Lauffläche)
- Maximale Reichweite im Pannenfall bis zu 200 km
- Maximale Geschwindigkeit 80 km/h
- Kein Ein- und Ausschrauben des Ventileinsatzes notwendig
- Kontakt mit Dichtmittel wird vermieden
- Integrierte Beleuchtung
Das Notrad
Bei vielen Fahrzeugmodellen ist heutzutage ein Notrad an Bord. Wie der Name bereits vermittelt, sind diese nur für den Notfall und einen kurzen Einsatz bestimmt. Sie dürfen nur für die Fahrt zur nächstgelegenen Werkstatt mit einer Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h betrieben werden. Wir berichteten
Die Vorteile von Noträdern liegen dabei ganz klar im zusätzlich geschaffenen Stauvolumen.
Fazit
Warum soll man sich es schwer machen, wenn es auch einfach geht. Mittlerweile sind viele Systemtechniken am Markt, die eine Weiterfahrt bei einer Reifenpanne möglich machen. Das ist komfortabel und sicher. Gerade Personen mit wenig technischem Know-how oder eingeschränkter Körperkraft werden von diesen Systemen profitieren, da das Fahrzeug ohne Eingriff zur nächsten freien Kfz-Fachwerkstatt gefahren werden kann. Und auch der „normale“ Autofahrer profitiert von der Entwicklung, da ihm zusätzliche Sicherheit geboten wird. Also, eine rundherum positive Sache.
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Fotos dieses Artikels:
Quelle: Continental
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